FCSO: Schüler radeln über die Alpen
Eine fantastische Leistung haben fünf Jungen im Alter von 11 bis 15 Jahren vollbracht: Die Schüler radelten über die Alpen! Gemeinsam mit ihrem Lehrer und Tourleiter Matthias Schulz und seinem Begleiter Hagen Bierstedt hatte die Gruppe eine großartige Zeit in den Alpen!*
„KidsAlp24“ – Mit dem Rad vom Schliersee zum Kalterer See
Seit September 2023 gibt es die Mountainbike-Gruppe an der FCSO (Freie Christliche Schule Ostfriesland). Jetzt haben 5 Kinder und 2 Erwachsene in vier Tagen die Nordalpen, den Alpenhauptkamm und das Überetscher Weinland überquert. Das Tourgepäck hatten die Kids stets komplett bei sich. Auf einen Shuttleservice verzichtete der Tourleiter bewusst, um das Abenteuer-Erlebnis zu steigern und die Selbstständigkeit der Kinder zu fördern.
Die Gruppe legte insgesamt 3.443 Höhenmeter im Aufstieg und 250 km in der Distanz zurück. Dass die Schüler über die Alpen radelten, ist daher durchaus wörtlich zu verstehen. Neben dem sportlichen Aspekt standen geologische, naturkundliche und allgemeinbildende Wissensvermittlung unterwegs im Mittelpunkt. Daneben sorgten Spielplätze und Bademöglichkeiten, sowie attraktive Höhepunkte unterwegs für ein altersgerechtes Tourerlebnis. Auch das Glaubenserlebnis war zentraler Bestandteil der Tour – typisch FCSO eben.
Vom Schliersee nach Kaltenbach / Zillertal
Am 28. Juli begab sich die Gruppe auf eine 905 km lange Reise von Veenhusen aus nach Grabenstätt am Chiemsee. Hier kam die Gruppe im Ferienhaus der gastfreundlichen Familie Würth unter – idealer Ausgangspunkt für den ersten Tourtag. Das italienische 2-Gang-Abendmenü wurde gemeinsam durch die Gruppe zubereitet, bevor man dem Chiemsee einen Besuch inkl. Eisessen abstattete.
Am 29. Juli starteten die Sportler am Schliersee. Nach einem ersten Fotoshooting radelten die Kinder über die alte, steile Spitzingstraße auf den gleichnamigen Spitzingsattel (1129 m ü. NN.) hinauf.
Es folgte eine temporeiche Abfahrt hinunter zum frisch renovierten Forsthaus Valepp. Nach einer Andacht am Spitzingsee ließ die Gruppe die Zivilisation hinter sich radelte über die grüne Grenze nach Österreich. Der Weg führte durch Wald- und Wiesengebiete, entlang von Felswänden und Wasserfällen nach Österreich hinüber. Ein Highlight unterwegs bildete die Kaiserklamm, die seit Kaiser Franz Josef und Kaiserin Sissi durch ihren wildromantischen Charakter berühmt ist.
Weiter ging es über 15 % steil hinauf nach Aschau und auf einer schnellen Straßenabfahrt hinunter nach Kramsach im Inntal. Im Zillertal wartete der Abenteuerspielplatz Schlitters samt Naturbadesee auf die Kinder.
Für die zweite Übernachtung hatten unsere Sportler eine Ferienwohnung in Kaltenbach für sich. Nach 67,23 km und 1065 hm war die selbstgemachte Pasta mehr als verdient!
Von Kaltenbach / Zillertal zur Dominikus-Hütte am Schlegeis-Stausee
An Tag 2 der Tour radelte die Gruppe am Zillertal-Radweg von Kaltenbach bis Zell am Ziller. Nach einer Rast am Abenteuerspielplatz ging es weiter nach Mayrhofen zur „Tal-Gabelung“. Die Straße schlängelt sich anschließend durch eine enge Schlucht an steilen Felswänden entlang und ist für Radler und Autofahrer gleichermaßen zur Nutzung freigegeben.
Fantastische Ausblicke auf schneebedeckte 3000er Gipfel und ein kurzer Trailabschnitt genossen die Sportler.
Als Übernachtungsquartier wählte das Ehepaar Schulz die Dominikushütte oberhalb des Sees.
Hier wurden unsere Schüler durch das holländische Ehepaar Lapp herzlich empfangen. Nach 1244 Höhenmetern im Aufstieg und 40,3 km Fahrdistanz ging der 2. Tourtag nach einem leckeren Abendessen mit einem Besuch der Staumauer und manchem Selfie vor tiefem Abgrund zu Ende.
„Der steile Aufstieg am zweiten Tag war ungewohnt und sehr anstrengend“, meinte Oskar (12 Jahre) auf Nachfrage. „Trotzdem würde ich es jederzeit wieder machen.“
Von der Dominikus-Hütte nach Sterzing
Am 31. Juli machte sich die Gruppe vom Schlegeis-Stausee zum Pfitscher Joch auf. Unterwegs konnten Wasserfälle bewundert und zahlreiche Gesteinsarten von Glimmerschiefer bis Quarz erkundet werden. Es gab dabei auch zahlreiche Klettermöglichkeiten, die ausgiebig genutzt wurden.
Mit Blick auf einen wunderschönen Wasserfall bekam der Psalm 121 Vers 1 und 2 während der Andacht auf dem Berg eine ganz neue Bedeutung:
Auf der Lavitzalm gab es eine aussichtsreiche Brotzeitpause, bevor es die letzten 200 Meter hinauf über steile Schotterwege hinauf zur Landesgrenze nach Italien und zum Pfischerjoch-Haus ging.
Nach einer stärkenden Suppenpause, sonnig-warmem Bergwetter, fantastischer Aussicht und zahlreichen Erinnerungsfotos folgte die 30 km lange Abfahrt über ehemalige „Mussolini-Straßen“ hinunter nach St. Jakob im Pfitscher Tal und weiter bis nach Sterzing.
„Das hat mich sehr beeindruckt“, betonte Oskar. „So etwas kann man bei uns in Ostfriesland nicht machen.“
Trotz drohenden Gewitters kam die Gruppe trocken und sicher im Tal an, und konnte die Abfahrt genießen. Gott sei Dank liefen zwei Stürze relativ glimpflich ab.
40,07 km und 535 Höhenmeter waren die Bilanz des dritten Tourtages. Übernachtet wurde kostengünstig in einem Transit-Hotel in Sterzing, zum Abendessen gab es – wie sollte es in Italien anders sein – Pizza.
Von Sterzing zum Kalterer See
Am 1. August brach die Gruppe von Sterzing zur letzten Tagesetappe ihrer Alpentour zum Kalterer See auf. Der hervorragend ausgebaute Eisacktal-Radweg – einer der schönsten Radwege Europas – lud Kids, Tourleiter und Begleitung zu einer abwechslungsreichen, temporeichen Fahrt durch Südtirol ein.
Nach einigen engen Talwindungen erreichte die Gruppe die Südtiroler Großstadt Bozen. Hier stellten sich die Alpentourfahrer erst einmal vor einem aufziehenden Gewitter unter, bis es dann nach mehreren Einkäufen und einer rund einstündigen Pause weitergehen konnte.
Nach einer landschaftlich schönen Abfahrt durch das Südtiroler Weinland war der Kalterer See am Ende des 4. Tourtages nach beeindruckenden 102,50 km und 599 Höhenmetern erreicht. Hier feierten unsere Sportler die Ankunft im Nachbarort Auer ausgiebig in einer örtlichen Pizzeria und übernachteten anschließend im „Turmhotel“.
Bergandacht in 2322 m Höhe
Der letzte Tag begann mit einem Frühstücksbuffet und einem ausgiebigen Bad im Hotelpool. Anschließend wurden die Räder verladen, unter Palmen Erinnerungsfotos geschossen und das Startsignal für die erste Etappe der Rückfahrt gegeben.
Mit dem Kleinbus ging es bis Bozen und weiter hinauf ins Hochgebirge auf die Passhöhe des 2211 m hoch gelegenen „Penser Jochs“. Von hier aus wanderten die Kids auf den 2322 m hohen Alpenberg „Gänsekragen“.
Die Andacht unter dem Gipfelkreuz war ein besonderes Erlebnis und markierte den Endpunkt der Tour. Am Abend des 3. Augusts nahmen die Eltern ihre Kinder an der FCSO nach einer bewahrten Rückfahrt fröhlich entgegen. Damit endete die KidsAlp24-Tour.
Danke für den großartigen Einsatz
Ein ganz großes Dankeschön geht an Hagen Bierstedt, der seinen privaten Bus zur Verfügung stellte und sich mit Claudia und Matthias Schulz beim Fahren abwechselte. Ein ebenso großer Dank geht an Erik Tüitjer, der seinen Anhänger bereitstellte, um den Fahrrad- und Gepäcktransport auf rund 2350 km An-und Abreisekilometern zu ermöglichen.
Weiterhin danken wir in besonderer Weise, dass sich Claudia Schulz um die Essensorganisation im Vorfeld und um die gesamte Haus-Organisation in Grabenstätt kümmerte. Sie fuhr auch extra zur Dominikushütte, um einen erkrankten Teilnehmer am Morgen des 3. Tourtags abzuholen, der dann am fünften Tag wieder zur Gruppe dazustoßen konnte.
Ohne das Zutun von Familie Würth (Grabenstätt) wäre ein reibungsloser Tourstart dank ihres tollen Ferienhauses und großartiger Unterstützung beim Auffinden einer Werkstatt und vieler weiterer Handgriffe nicht möglich gewesen – herzlichen Dank dafür!
Ebenso danken wir Familie Lapp von der Dominikushütte, die dank ihrer warmherzigen, menschlichen Art für ein herausragendes Übernachtungserlebnis in 1805 Metern Meereshöhe sorgte.
Auch wollen wir keinesfalls die zuverlässigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der FCSO-Verwaltung vergessen, die durch ihre professionelle Tätigkeit in den Bereichen Finanzen und Marketing diese Tour im Vorfeld und Nachgang top begleitet haben – namentlich sei an dieser Stelle Schulvorstand Kurt Plagge ganz herzlich gedankt.
Nicht zuletzt danken wir unserem großartigen Gott, der die Gruppe unterwegs bewahrte und tolles Tourwetter schenkte.
Dank an die Sponsoren
Diese Tour wäre ohne die finanzielle Unterstützung regionaler Sponsoren nicht möglich gewesen. Dank der großzügigen Spenden konnte der Teilnehmerbetrag niedrig gehalten werden. Daher gilt unser besonderer Dank:
- der ERGO-Versicherung Wolthoff & Kollegen (Bezirksdirektion) mit Sitz in Krummhörn und Emden, vertreten durch Kevin Wolthoff, steht für professionelle Versicherungs- und Finanzprodukte und beteiligte sich zur großen Freude der Gruppe mit 500 Euro,
- der Leeraner Firma Sandersfeld Sicherheitstechnik, bekannt für elektronische Sicherheitstechnik und ein bewährter Technikpartner der FCSO, unterstützte die Tour ebenfalls mit 500 Euro,
- die Adler-Apotheke in Emden ließ es sich ebenfalls nicht nehmen und legte noch 100 Euro drauf – herzlichen Dank dafür!
- Weiterhin dankt die Gruppe den Hosen- und Trikot-Sponsoren Zweirad-Fachgeschäft Erlenborn (Jheringsfehn) – hier wäre auch die professionelle Vor- und Nachbereitung für die Tourbikes einiger Teilnehmer zu nennen und
- dem Car-OK-Service Moormerland, dem „Lebensbaum“ in Emden und der Moormerländer Pizzeria Bellissima sowie der Husmann Stahlbau GmbH, die sich ebenfalls mit einer großzügigen Spende* beteiligte.
Last but not least
Im Vorfeld war heiß darüber diskutiert worden, ob ostfriesische Kinder so eine Tour überhaupt bewältigen können, zumal der Mountainbikesport in Ostfriesland ja noch sehr neu ist, und es – so die landläufige Meinung – kaum geeignete Trainingsmöglichkeiten hinsichtlich Fahrtechnik gibt.
Wie sich herausstellte, waren Sorgen und Vorurteile vollkommen unbegründet. Ostfriesische Kinder sind genauso geeignet wie z. B. bayerische Kinder. Es liegt allein am persönlichen Trainingsstand und an der passenden Materialvorbereitung. Trainiert wurde vorrangig im Heseler Wald, der nahezu alle Voraussetzungen für ein geeignetes Techniktraining bietet.
Trotzdem bleibt so eine Alpentour ein besonderes, einmaliges Erlebnis.
Denn die Chance, an so einer Tour teilzunehmen, bietet sich nicht vielen Kindern.
Ein Grund mehr, dankbar für dieses tolle Erlebnis zu sein.
Text und Fotos: Claudia und Matthias Schulz
*Dieses Event wurde von einigen Firmen großzügig unterstützt. Die Firmen werden hier namentlich erwähnt, daher enthält dieser Beitrag Spuren von Werbung.